Freitag, 9. Oktober 2009

Wasserkessel

Ich werde wohl nie häuslich werden! Und Haushaltswarengeschäfte mit ihrem Verkaufspersonal sind die Vorhölle!
Ich bekam einen wirklich hässlichen, zwar sehr noblen, Wasserkessel geschenkt.
Das Ding war schweine teuer aber potten hässlich! Als Waffe bei einem Kampf Mann gegen Mann hätte es sicher gute Dienste geleistet, doch zum dauerhaften Einzug in meine neue Küche reichte diese Referenz nicht aus. Auch nicht die wirklich herzliche und liebevolle Intention des Schenkenden. Also, musste das Ding wieder da hin wo es her gekommen ist, ins Haushaltswarengeschäft!
Todesmutig packte ich den Wasserkessel ein und machte mich auf den Weg in die Vorhölle.
Auf mein freundliches „ Guten Tag“ bekam ich erst mal keine Antwort. Gut, dann waren die Damen alle im Verkaufsgespräch. Macht nix, dann packe ich eben schon mal das Ding aus, ich kann mich ja beschäftigen. Irgendwann tauchte aus den Untiefen des Ladens eine wirklich nicht vertrauenerweckende Verkäuferin auf. Die Gute trug die fettigen Haare streng nach hinten zum Zopf und sah jetzt auch sonst nicht allzu gepflegt aus. Sie nuschelte mir ein „Guten Tag“ entgegen und ein „ Was kann ich für Sie Tun“. Am liebsten nichts, dachte ich.
Ich zeigte ihr den Wasserkessel und brachte meinen Umtauschwunsch an.
Sie: „ War das nicht das Passende für Sie?“
Ich: „ Nein, haben Sie schon mal einen potten hässlichen Wasserkessel zum Geburtstag bekommen?“
Sie, dabei erstaunt guckend und räuspernd: „ Wenn man so etwas benötig, dann hat man daran auch Freude. Dann kann das ein sehr schönes Geschenk...“
Hier fiel ich ihr dann ins Wort. Ich bin zwar leidensfähig, doch so ein Geseiere von jemandem, der dringend eine Flasche Shampoo benötigt, dass geht zu weit!
Ich: „ Ich bin nicht so häuslich!“ Und zwängte mir ein verlegenes Lächeln auf die Lippen.
Sie, schon etwas verstimmt: „ Ja, gut, dann können Sie entweder sich etwas anderes schönes (!) aussuchen oder einen Gutschein bekommen.“
Ich, jetzt auch verstimmt: „ Nein, das will ich nicht! Ich hätte gerne das Geld!“
Sie: „ Das darf ich nicht!“
Ich: „ Sie haben das Geld doch auch angenommen! Jetzt nehmen Sie es einfach aus der Kasse raus und verrechnen es!“
Sie : „ Das darf ich nicht und das werde ich auch nicht tun.“
Ich: „ Ist Ihr Chef da?“
Bitte schön, was gibt es in der Vorhölle denn Schönes aus zu suchen?
Sie: „ Nein, der ist außer Haus!“
Ja, der weiß warum! Sehrwahrscheinlich Shampoo kaufen.
Auf meine Frage wann er denn wieder da sei, wusste sie keine konkrete Antwort. Dann müsste ich eben noch mal wieder kommen! Im Geiste sah ich schon den Wasserkessel und mich durch die Innenstadt irren.
Ich: „ Was hätten Sie denn an Porzellan da? Führen Sie Arzberg?“ Ich bin ja nicht so, Kompromisse sind etwas großartiges.
Sie, schnippisch: „ Nein, Villeroy&Boch und Seltmann Weiden!“
Ich: „ Auch nicht Dibbern?“
Sie: „ Nein!“
Ein Blick zu den Porzellanvitrinen ließ mich erschaudern. Das Dekor war auf die 80 plus Kundschaft angepasst.
Ich, immer noch Kompromiss bereit: „ Gut, hätten Sie denn eine Grillpfanne, die auch für Induktionsherde geeignet ist?“
Sie: „ Da muss ich schauen, folgen Sie mir bitte.“
Sie stoppte vor dem Regal von Le Creusette und fische nach einer Grillpfanne. Betrachtet diese von allen Seiten und begann: „ Dieses Modell wäre geeignet! Es ist aus Gusseisen und wird richtig heiß! Leider habe ich sonst kein anderes Modell da.“
Das M.o.d.e.l.l. war winzig und dafür überteuert. Nicht das ich Le Creusette nicht mag, doch mein Geld kann ich auch anders ausgeben. Ich gab mir dann wirklich Mühe irgendetwas adäquates zu finden, doch es war schon ziemlich gruselig. Sie besaß auch nicht die Geduld mich weiter zu bedienen, sondern zog erfreut von dannen als ich ihr erzählte, dass mein Sparschäler von Rössle an der Schraube rostet und sie evtl. eine Ersatzschraube oder Klinge hätte. Fündig wurde sie nicht! Aber ihr Chef war mittlerweile wieder im Hause.
Ich begab mich wieder zur Kasse. Dort stand sie, mit leicht säuerlichem Gesichtsausdruck.
Ich: „ Und, haben Sie die Klinge?“
Sie, ganz knapp: „ Nein!“
Ich sah sie unbeirrt weiter an. Ihre Kollegin räusperte sich schon und lächelte mich entschuldigend an. Meine Güte, dachte ich so bei mir, was ist das hier? Die ausgelagerte Kochgruppe der Psychiatrie? Wir machen uns mit denen von uns benutzten Kochutensillien vertraut! Und heute Nachmittag übernimmt die Bastelgruppe und zweckentfremdet die Gerätschaften! ? Kreativität ist schließlich so wichtig im Alltagstraining!
Jetzt versuchte ich es mit Lächeln!
Sie, extrem schnippisch: „ Der Chef macht eine Ausnahme, ich darf Ihnen das Geld auszahlen, aber es ist nur eine Ausnahme!“
Super, ich brauche hier nicht zu übernachten!
Brav unterschrieb ich ihr die Quittung, nahm das Geld und wünschte noch einen schönen Tag!
Aber nach ihrem Blick hätte ich mir das auch sparen können, in der Vorhölle ist nichts schön, erstrecht nicht der Tag!

1 Kommentar:

NebeLmädchen hat gesagt…

Sehr grandios!
und, was gibts nun geschenkt?! ;-)