Donnerstag, 15. Oktober 2009

Gastarbeiter

Langsam empfinde ich es als anstrengend, dass öffentliche Personen sich so unverblümt ausländerfeindlich äußern dürfen. Und selbst in ihren öffentlichen Stellungnahmen nicht einen Hauch von Einsicht zeigen. Es waren die Gastarbeiter, die unser Land mit ihrer Arbeitsleistung aufgebaut und zu dem wirtschaftlichen Wohlstand Deutschlands beigetragen haben. Sie übernahmen viele Arbeiten, die von der deutschen Bevölkerung nicht übernommen werden wollten und führten diese mit einer Ernsthaftigkeit aus, die beispiellos ist. Sie nahmen die Witze und Anfeindungen gegen sie gelassen hin, immer mit dem Gedanken an ihre Familien. Damals sprach niemand über Integration! Es wurde voraus gesetzt, dass sie wieder gingen, in ihr Land, ihre Heimat, die sie in diesem fremden kalten Land sicher schmerzlich vermissten. Doch aus den paar Gastarbeiterjahren wurden Jahrzehnte und man blieb in diesem Land. Viele von diesen Menschen sind in so jungen Jahren nach Deutschland gekommen, dass sie plötzlich länger hier lebten als sie jemals in ihrer Heimat gelebt hatten. Dieses fremde Land war mehr Heimat als das Vaterland. Hier hatten sie sich eine Existenz aufgebaut, eine Familie gegründet und Freunde gefunden. Hier gingen ihre Kinder zur Schule und sie lebten hier als Teil dieser Gesellschaft, zwar als exotischer Teil, doch immer hin als Teil der Gesellschaft. Sie brachten ihren Kindern Tugenden wie Zuverlässigkeit, Bescheidenheit, Disziplin, Höflichkeit, Toleranz und Stolz auf ihre Arbeit bei. Menschen, die auf Kosten des Staates leben wurden mit Unverständnis betrachtet und Faulheit wurde verurteilt. Diese Menschen beleidigt Herr Sarrazin mit seinen pauschalisierten ausländerfeindlichen Aussagen!
Im Alltag sieht man mir nicht an, dass ich auch Ausländer bin, Gastarbeiterkind mit einer doppelten Staatsangehörigkeit. Doch auf dem Einwohnermeldeamt ist es für die Sachbearbeiterin mit dem polnisch stämmigen Nachnamen und dem charmanten osteuropäischem Akzent ersichtlich und sie bezeichnet mich als Ausländer, redet unverschämt mit mir und ich muss ihr unterschreiben, dass ich beide Staatsangehörigkeiten von Geburt an besitze. „ Das ist bei Ausländern so!“ Ihr lapidarer Kommentar. Ich bin hier geboren, hier aufgewachsen und kenne das Land meines Vaters nur von Urlaubsreisen und Besuchen der Verwandschaft. Deutschland ist mein Heimatland! Wie viele Anfeindungen müsste ich wohl erleben, wenn man es mir ansehen würde? Wie viele Vorurteile müsste ich ertragen und richtig stellen?
In solchen Moment schäme ich mich dafür mit solchen Menschen die gleiche Staatsbürgerschaft zu teilen, denn dass ist nicht das Land, das ich kenne!

1 Kommentar:

Kingsizefairy hat gesagt…

Ich kann deine Aufregung nachvollziehen und die Bemerkungen von Sarrazin sind unter aller Kanone.
Leider, leider steckt auch ein Fünkchen Wahrheit darin.

Die ursprünglichen Gastarbeiter kamen aus Italien, Spanien, Portugal und Griechenland. Das ist die Generation, mit der ich groß geworden bin, deren Kultur ich schätzen und lieben gelernt hatte. Und auch wenn die alte Mutter Maria mit ihren verbliebenen drei Zähnen bis zu ihrem Tode kein Wort deutsch sprach, war auch sie ein fester Bestandteil dieses Lebens. Ich vermisse unsere Schneiderin Anastasia, die mich immer an ihren Sohn verkuppeln wollte (der allerdings nix taugte. Ich glaube, die wollte ihn einfach nur los werden). Das ist eine ganz andere Abteilung.

Was Sarrazin bemängelt, so glaube ich, ist die Unfähigkeit der späteren Zuwanderer (als Gastarbeiter kann man sie nicht mehr bezeichnen), die überwiegend orientalischer oder osteueropäischer Herkunft sind.

Und so leid es mir tut, da sind viele, sehr viele faule Äpfel drunter, für Deutschland eine soziale Hängematte ist, die sich nicht integrieren wollen, die ausnutzen, was sie ausnutzen können und ansonsten einfach nur Abschaum sind. Sie sind auch Abschaum in ihrem eigenen Land und versauen den Ruf derer, die mit ihrem Wesen und ihrer Kultur eine Bereicherung für jedes Land wären!

Ich mag diese Gangsta-Verschnitte der Marke "wasguggsu?willsueinenindiefrrrrrese, ey?" nicht, und ich werde sie auch nie mögen.
Das ist Gepöbel und Gesocks, in einen Container und bitte wieder zurückschicken.

Nein, ich bin kein Rassist und auch kein Ausländerfeind. Für mich gibt es keine Ausländer in dem Sinne. Es gibt für mich nur Menschen. Wo sie herkommen, ist mir egal, sie können schwarz, gelb, braun, gestreift, getupft oder kariert sein - es ist mir wurscht.

Ich sehe die Menschen. Und manche mag ich, manche eben nicht.