Donnerstag, 28. Oktober 2010

Großmarkt

An einem schönen sonnigen Samstag kauften Herr L. und ich im hier ansässigen Großmarkt ein. Wenn Sie mich jetzt fragen, und, wie war das Einkaufen, dann muss ich leider sagen, dass entspanntes Einkaufen mit Herrn L. nicht vereinbar ist. Spätestens nach 10 Minuten giften wir uns an und stiefeln in unterschiedliche Richtungen. Aber was würden Sie denn machen, wenn Ihnen ein erwachsener Mann, der übrigens vor 20 Minuten den Senf in den Einkaufswagen verfrachtet hat, sagt, dass er nicht mehr weiss wo sich der Senf befindet?! Ich zweifelte an meinen kognitiven Fähigkeiten und fragte noch einmal nach. Dass Ergebnis blieb das selbe. Maulend bewegte ich mich in den Gang und überlegte, ob ich nicht gleich hier und jetzt die Großpackungen an Schokolade aufreissen und in mich hineinstopfen sollte. Mir war aber eher nach herzhaft. Doch an Tiefkühlpommes in aller Öffentlichkeit lutschen, dass fand ich jetzt auch sehr seltsam.
An der Kasse angekommen, zückte Herr L. den Minispielplan seines Provinzsportvereins, für den er sich in sitzender, nicht in sportlicher Weise, engagiert.
" Haben Sie denn schon einen Spielplan von uns?" fragte er die Kassiererin mit seinem Zahnpasta-Lächeln.
" Nein,muss ich denn ?!" fragte sie zurück.
Kluge Frau, dachte ich.
Herr L. immer noch lächelnd," Aber sicher! Heute ist auch ein Heimspiel!"
Mittlerweile hatte ich solchen Hunger, dass ich am Liebsten dieses Geplänkel mit einem lauten Schrei unterbrochen hätte. Als Schwangere wird einem ja so einiges verziehen. Ich entschied mich aber dagegen. Lauschte statt dessen weiter der Unterhaltung.
" Sie können ruhig zum Spiel kommen!", versuchte Herr L. jetzt ein weiteres Opfer zu akquirieren.
Ich sah mir jetzt mal meine Plattfüße an, dass konnte dauern.
Wenn sie nicht ganz irre ist, dann lehnt sie das Angebot dankend ab, dachte ich bei mir.
Aber es wurde noch besser!
Sie, zuckersüß," Oh, dann habe ich ja heute ein Date!" Und strahlte Herrn L. an.
Ich sah hoch, so interessant sind meine Füße dann auch wieder nicht.
Herr L. sah sie sehr verdutzt an.
Ich sah auf meinen Bauch, sah sie an, dann noch mal Herrn L.und dann wieder auf meinen Bauch.
Herr L. sah sie immer noch mit großen Augen an.
Im stillen dachte ich bei mir, so, da siehst du mal wozu andere Frauen fähig sind!
Ihm war es sichtlich unangenehm!
Ich grinste vor mich hin und träumte von einem Rotwurstbutterbrot.
Sollte er doch jetzt mal sehen wie er aus der Nummer raus kommt!
Ich hatte Hunger!
Er schob ihr seine EC-Karte rüber und lächelte sehr schüchtern. Sie strahlte ihn weiter an, sah zu mir und fragte ob wir denn die Punkte sammeln würden. Trennte die halbe Rolle ab und schob sie zu Herrn L..
Herr L. war dann etwas überfordert, erst recht, nachdem ich mit dem Sammelheftchen neben ihm stand und der Kassiererin grinsend dankte.
Immer gerne wieder!

Freitag, 8. Oktober 2010

Scheitern

Die kleine Katze liegt bei mir im Arm und ist in Kuschelstimmung. Sie bewegt sich kein Stück!So klein sie auch ist, schwer wird sie! Mir schläft der Arm und das Bein ein. Fragen sie nicht nach dem Bein, das ist ein Kollateralschaden. Eigentlich hätte ich auch Durst, doch komme ich nicht ran an die Wasserflasche, mit der kuschelbedürftigen Katze. Gestern habe ich versucht Origami Kraniche zu falten, was soll ich sagen, es könnte sein, dass sie zu einer schwer verwundeten Kamikazeeinheit gehören und jetzt bei mir ihren Sanitätsaufenthalt haben. Es wäre für sie, auch für mich, sicher sehr schön und von Vorteil, wenn ein Neurochirug, vielleicht Dr. Shepard, anwesend wäre. Er könnte sie bestimmt wieder herstellen.
Doch die Funktionalität ist nicht alles. Schön aussehen sollen sie schließlich auch! Als muss ein plastischer Chirug her. Sie können sich jetzt bestimmt vorstellen, wer mein Wunschkandidat wäre?! Richtig, Marc Sloan! Der ist nicht nur kompetent, nein, er ist auch noch hübsch anzusehen. Also her mit ihm! Als Schwangere wird man ganz demütig, man begnügt sich mit dem Ansehen. Vielleicht würden beide ja auch kurz mit mir einkaufen gehen, dann müsste ich mich nicht alleine mit dem Krempel rumschlagen und es wäre eine sehr ritterliche Tat! Ach, ich sehe uns schon an der Wursttheke stehen... Egal, zurück zu den Kranichen. In der irrriegen Annahme, die Erbse müsste ein selbst gebasteltes Mobile bekommen versuchte ich mich an den armen Dingern.
Um es kurz zu machen, als Elternteil sollte man sich mit dem Scheitern auseinandersetzen. Man ist nicht jeder Situation gewachsen! Seine Schwächen anzuerkennen beweist auch Stärke!
Und jetzt werde ich die pupsende Katze umbetten, ich habe Durst!

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Sie fehlt mir

Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an sie denke.
Sie fehlt mir, jetzt ganz besonders.
Meine Mutter.
Niemand spricht mehr unangenehme Dinge so offen an wie sie. Sie war darin Weltmeister. Oft war es zum Lachen, manchmal doch sehr peinlich. Peinlich war es auch, wenn sie mich vor wildfremden Menschen mit „ Ninchen“ ansprach.
Sie hatte eine Schwäche für Herrn L.. Manchmal fragte ich sie, ob sie vergessen hätte wer jetzt genau ihr Kind ist. Sie lachte darauf nur und sagte, „Ach, Ninchen!“
Bei niemandem schmeckten die Reibekuchen und der Rübstieleintopf besser als bei ihr. Es gab eigentlich immer etwas zu essen, egal wann man vorbei kam. Jedes Gejammere hörte sie sich stoisch an. Doch was man danach gesagt bekam, dass wollte man nicht immer hören. Schonungslose Ehrlichkeit gehörte zu ihrer Grundausstattung.
Sie hätte sich so gefreut, über die Erbse!
Herr L. und ich hätten gar keine ruhige Minute mehr gehabt.
Wenn sie noch leben würde, dann könnte ich jetzt schon einen Großmarkt für Kinderbekleidung und Zubehör eröffnen.
Sie hätte sich so sehr mit uns gefreut!
Damit ich auch ordentlich esse, eine ihrer größten Sorgen, würde sie für uns vorgekochen. Damit aus der Erbse was anständiges wird!
Wir hätten zusammen das Kinderzimmer dekoriert und eingerichtet, in Rekordgeschwindigkeit.
Sie hätte sich nicht lange bitten lassen und wäre mir mit Eimer und Schrubber auf den Pelz gerückt. Würde sie noch leben, dann müsste ich nicht alleine den ganzen Renovierungsdreck weg putzen. Ich müsste sie stoppen, sonst würde sie sich übernehmen.
Zu jedem Ultraschall-Termin wäre sie mitgekommen und hätte dabei alle in den mittelschweren Wahnsinn getrieben. Alles wäre hinterfragt und kommentiert worden. Wirklich alles!
Auf ihre Kuschelatacken müsste sich die Erbse jetzt schon mal vorbereiten. Dass Monstertörtchen könnte, wenn es sich daran erinnern würde, ein Lied davon singen.
Sie würde mir auch deutlich sagen, was sie von diesen irren Frauen und ihren Ratschlägen hält - Gar nichts! Sie hätte mich bestärkt, zwar nicht kritiklos, in den Dingen die mir wichtig sind und waren. Zu jeder Zeit wäre sie für mich da gewesen, manchmal zwar maulend, aber sie wäre da gewesen.
Und sie hätte mich nicht als Brutkasten für den nächsten Stammhalter gesehen. Ich wäre immer noch ihr Kind gewesen und ein eigenständiger Mensch, nicht der Brutkasten für ihr Enkelkind.
Meine Mutter fehlt mir ! Klar, weiß ich auch, dass man als erwachsener Mensch keine Eltern mehr braucht, aber sie fehlt mir!
Und gerade nach diesem Wochenende!

Dienstag, 5. Oktober 2010

Mutti war shoppen

Damit Herr L. nicht aus der Übung kommt!





Haben Sie das grinsende Radieschen auf der Mütze gefunden?






Falls jemand Fragen zum Bauch hat!



Die Füße sehe ich nicht mehr!

Montag, 4. Oktober 2010

Nachfrage

Das Monstertörtchen, mit entrüstetem Blick auf meinen Bauch.
„ Nina, ist da etwa immer noch das Baby in Deinem Bauch?!“
Was soll ich sagen, ja.
Aber sie hat es mir nicht so richtig abgenommen.
Der skeptische Seitenblick in Richtung Bauch verriet sie.

Wieder das Sofa

Gestern abend, wieder auf dem Sofa.
Herr L. sieht gespannt in den Fernseher, ich döse still vor mich hin und unterdrücke die unangenehmen Rülpser. Falls mich mal jemand fragen sollte, was in der Schwangerschaft dass einschneidenste Erlebnis war, dann werde ich Antworten müssen, dass ich plötzlich in Stadionlautstärke rülpsen konnte. Konnte ich vorher nämlich nicht. Da sieht man es wieder, wofür so eine Schwangerschaft alles gut sein kann.
Völlig unvermittelt sieht Herr L. mich durchdringend an.
„ Nina, darf ich die Kindersachen waschen?“
Ich, fast schon eingeschlafen, schiele ihn mit einem Auge an.
„ Wie meinst Du das denn jetzt?“
„ Ob ich die Kindersachen waschen kann.“
„ Wie jetzt?“
„ Ich möchte die Kindersachen waschen. Das ist doch toll!“
„ Aber das macht doch die Waschmaschine!“
Ich bin etwas irritiert und verstehe seinen Wunsch noch nicht so ganz.
„ Ja, aber sortieren und in die Trommel packen, danach in den Trockner und dann zusammen legen.“
Jetzt setzte ich mich doch mal aufrecht hin, es wurde mir etwas unheimlich.
Herr L. meidet sonst die Hausarbeit, sagen wir mal in einem großzügigen Radius.
„ Was möchtest Du?“
„ Die-Kindersachen-waschen!“ Er redet jetzt laut und deutlich mit mir.
Ich bin schwanger, nicht taub oder plötzlich blöd.
Dass wollen wir doch mal festhalten!
„ Ich habe Dich schon verstanden.“
„ Dann ist ja gut.“ Er strahlt mich an.
„ Aber Du wirst doch noch genug Kindersachen in Deinem Leben waschen können. Warum denn jetzt unbedingt?“
„ Das ist doch so schön und ich freue mich schon darauf!“ Er strahlt wieder wie ein 1000 Watt Scheinwerfer.
„ Mir ist das doch egal, wer die Sachen wäscht. Wenn Du unbedingt willst, dann tu Dir keinen Zwang an.“
Herr L. strahlte mich an!
„ Hach, ich freue mich schon drauf!“
Nachdem wir das geklärt hatten, rollte ich den Bauch und mich wieder in die waagerechte Lage, verzichtete auf den aufsteigenden Rülpser und schloss die Augen.
Aber, ganz ehrlich, ich verstehe ihn nicht immer.