Montag, 27. Februar 2012

Wissen Sie,

manchmal, da denke ich, ich bin näher am Wahnsinn als am wirklichen Leben.
Wenn Sie ein Kind, oder sogar mehrere haben, dann werden Sie mich verstehen. Nicht wegen des Kindes, oder der Kinder, nein, sondern wegen der ganzen so gut gemeinten Ratschläge.
Anton ist gerade gute 14 Monate alt. Was ereilt mich da für ein wunderbarer Ratschlag?!
Ich müßte ihn doch mal loslassen und nicht klammern.
 Gerstern teilte er mir dann auch mit, dass er gerne ein Busfahrticket zum Geigenunterricht hätte, dann könnte er dort alleine hin fahren. Auf seine 84 cm Größe und der Höhe der Ticketentwerter angesprochen entgegnete er mir, dass er nächste Woche sein Abitur hätte und somit in der Lage wäre verbal um Hilfe zu bitten.
 Ich vergass einfach!
Wenn Sie dann darauf antworten, dass der kleine Knirps bereits alleine in die Spielgruppe geht und Sie darauf als Antwort erhalten, klar, da bist du ja auch in Sichtweite, dann wundern Sie sich weiter. Denn entweder bilde ich mir dann ein,  alleine Erledigungen zu tätigen, oder mein Sohn hat Superkräfte. Beides beängstigt mich mehr oder weniger.
Wirklich, solche Ratschläge machen mich mürbe.
Ich versuche dann noch höflich zu bleiben, aber mir platzt dabei so die Hutschnur. Denn es sind nicht etwa Menschen mit Kindern, die sich aus dem Olymp zu mir Sterblichen herunterschwingen um mich an ihrem Wissen teilhaben zu lassen, nein, es sind Singels.
Komischer Weise versteht jede Mutter in meinem Umfeld meinen Ärger und empfindet solche Äusserungen, genau wie ich, als Zumutung.Als absolute Distanzlosigkeit.
Aber vielleicht werde ich ja irgendwann verstehen, warum Kinder als Allgemeingut gelten. Die von wirklich jedem begrapscht werden dürfen und dass auch wirklich jeder gute Ratschläge abgeben darf.
Es ist, glaube ich, wie mit der Medizin. Jeder saß schon mal im Wartezimmer bei einem Arzt, also haben alle auch ein bisschen Ahnung und dürfen diese dann zu allen unpassenden Gelegenheiten rausposaunen, alles anerkannte Experten eben.