Freitag, 9. Juli 2010

Flexible Kinderbetreuung

Da ich ein Mensch bin, der Dinge gerne direkt erledigt und nicht lange vor sich her schiebt, dachte ich so bei mir, kümmre dich doch mal um die Betreuung der Erbse für nächsten Sommer.
Gerne würde ich sie mit ca.6-9 Monaten stundenweise zu einer Kinderbetreuung bringe, damit ich regelmäßig Pflichttermine an der Uni wahrnehmen kann.
Damit kein Vertun aufkommt, ich will mein Kind nicht abschieben!
Aber in der Betreuung meines Kindes jetzt meine Lebensaufgabe zu sehen, den Haushalt zu führen und mich nur noch als Mutter und Ehefrau zu fühlen, da fehlt mir ein gutes Stück zu.
Ich bin immer noch Nina, die gerne mit Menschen arbeitet und der ihr Beruf Spaß macht. Das Alles hört doch nicht mit der Geburt auf und ich werde plötzlich häuslich!
Meine Interessen bleiben doch, treten zwar am Anfang in den Hintergrund, aber sind doch immer noch vorhanden. Durch die Geburt werde ich doch nicht zu einer völlig neuen Frau!
Das vieles sich in seiner Wertigkeit verschieben wird, ja, aber muss ich es deshalb aufgeben?
Ich finde, nein!
An einem schönen Morgen setzte ich mich dann hin und begann Kindergärten abzutelefonieren.
Mit Erschrecken stellte ich fest, dass kaum eine Einrichtung Plätze für so kleine Kinder anbietet. Und wenn sie angeboten werden, dann muß man aber bitte schön auch die 45h Woche buchen! Ob man will oder nicht! Auf meine Nachfrage, warum man denn nicht einfach das Kind an festen Tagen stundenweise vorbei bringen könnte bekam ich meist sehr unwirsche Antworten. Von „ das ist eben so“, bis, „ das ist sowieso nicht gut für das Kind, aber so bekommt es wenigstens eine Regelmäßigkeit“ war alles dabei. Mein absoluter Favorit war ein wirklich profilneurotischer inkompetenter Erzieher in einer städtischen Einrichtung. Er bekam keinen geraden Satz raus und sonnte sich in seiner Gott gegebenen, nicht vorhandenen, Kompetenz.
„ Dann müssen Sie sich eben eine Elterninitiative suchen!“
„ Ja, können Sie mir denn dann eine gute empfehlen?“
„ Also, das, dass ist ja wohl Ihre Aufgabe!“
Ich sah meinen Bauch an und dachte so bei mir, zu so einem Arsch musst du nicht gehen, Erbse!
Sehr bemüht und richtig nett war die Dame vom Integrativen Kindergarten, der aber leider auch nur Kinder ab drei Jahren aufnimmt. Doch konnte sie meinen Wunsch verstehen und riet mir bei einem Verein nach zu fragen, der auch integrative Spielgruppen anbietet.
Dort meldete sich eine Dame, der ich meinen Wunsch mehrfach sehr langsam erklären musste. Mit dem Ergebnis, dass sie mich am liebsten direkt als Rabenmutter beschimpft hätte. Unter einem Jahr werden dort nur Krabbelkurse mit einem Elternteil angeboten. Ab einem Jahr kann man dann für sein Kind einmal die Woche, an einem festen Tag, eine Spielgruppe buchen. Auf meine Frage, ob ich denn nicht auch mal den Tag wechseln könnte, bekam ich als Antwort: „ Das ist nicht gut! Dann sind da ja vielleicht fremde Kinder und ein anderer Betreuer. So was geht nur in Ausnahmefällen!“
Mittlerweile fühlte ich mich schon richtig schlecht! Ist denn mein Wunsch nach einer flexiblen Kinderbetreuung so abwegig? Ich will mich doch den Großteil der Zeit um mein Kind kümmern! Mir geht es doch um Zeiten, wo sie nicht mit kann und dann besser spielen geht, mit anderen Kindern. Das bringt doch auch Vorteile für ein Kind!
Aber was hat mein Kind davon, wenn ich ständig übelgelaunt zu Hause sitze, mich zwar mit ihm beschäftige, aber es spüren lasse, dass ich seinetwegen zu Hause bleiben muss? Meiner Meinung nach, nichts! Das frustriert doch nur Kind und Mutter! Damit möchte ich nicht die Frauen kritisieren, die zu Hause geblieben sind und denen es Spaß gemacht hat sich dauerhaft um ihr Kind zu kümmern. Das ist super! Doch mich würde das zum jetzigen Zeitpunkt nicht glücklich machen. Was ist, wenn die Erbse da ist, dass weiß ich nicht. Aber die Wahl möchte ich haben. Ich möchte mich entscheiden können, ohne Druck und schlechtem Gewissen. Auch ohne Trauer und Wut über verpasste Chancen. Müssen müssen ist in beide Richtungen unerfreulich.
Wenn man dann noch solche schlauen Dinge wie „ Ihr könnt ja noch ein zweites Kind bekommen, dann hast du doch genug zu tun.“, oder, „ Nein, da ist es doch noch viel zu klein dafür. Das war doch dein Lebenstraum ein Kind zu bekommen!“, dann ist man schon ziemlich zornig über solche Frauen. Denn diese Frauen scheinen nichts zu verstehen!
Eine komplette Selbstaufgabe für ein Kind zu fordern, dass ist doch wirklicher Schwachsinn!
Wie viele verkümmerte, frustrierte, depressive Frauen gibt es denn dann? Wie viele Frauen haben sich aus Sorge, sie könnten von ihrer Familie und ihren Freunden ausgegrenzt werden, für den rollenkonformen Weg entschieden und sind dabei untergegangen? Dieser Druck von Außen, aufgebaut aus klugen Ratschlägen und einer sehr engen Weltanschauung, die fast keine Toleranz für unterschiedliche Lebensentwürfe hat, ist so groß, dass man schon selber an sich und seinem Lebensentwurf zweifelt! Mit diesem Gefühl, bin ich bestimmt nicht die einzige Frau! Doch sehe ich es nicht im geringsten ein, dass ich dem nachgeben soll!
Auf die Wertschätzung und Anerkennung solcher Menschen kann man, meiner Meinung nach, getrost verzichten!
Mir fiel dann noch die Variante Tagesmutter ein. Im Internet fand ich auch einige Angebote hier aus der Stadt. Mancher Internetauftritt war zum Gruseln, dass Telefonat erledigte sein übriges und irgendwann saß ich hier ziemlich verzweifelt. Doch dann, dann fand ich sie! Ihre Internetseite war nett gemacht und sie sah auf dem Foto extrem sympathisch aus. Aber das Beste ist, sie wohnt nur 2 Minuten mit dem Auto entfernt. Wir vereinbarten einen Termin. Und was soll ich sagen? Sie wohnt in einem alten Stadthaus, hat selber zwei Töchter und ist wirklich richtig nett! Bei ihr ist es sauber, die Kinder sind aufgeweckt und nicht verschreckt.
Es macht Spaß sich mit ihr zu unterhalten und auch bei ihr zu sein. Was mich jedoch richtig beeindruckt hat, dass ihre Tochter erst um 17 Uhr warm essen musste. Und auch erst nach dem sie laut und deutlich gesagt hat, dass sie Hunger hat. Bei der Hitze fand ich das gut. Sie hat sie nicht gezwungen zu essen, sondern ihr die Wahl gelassen und war vorbereitet.
Sie nimmt die Erbse im nächsten Sommer gerne für ein paar Stunden zu sich.
Mittlerweile bin ich beruhigter und kann gelassener mit der Situation umgehen, denn ich habe jemanden gefunden, dem ich stundenweise mein Kind anvertrauen kann. Der mir die Sicherheit gibt, dass mein Kind gut aufgehoben ist und nicht einfach nur verwahrt wird.

5 Kommentare:

NebeLmädchen hat gesagt…

oh wow.
sehr cool das.

Janeela hat gesagt…

Glückwunsch zur Kinderbetreuung! Da hast Du bereits einen Riesenberg überwunden. Ich denke, jede Frau sollte selbst entscheiden, was ihr lieber ist (wenn sie die Möglichkeit hat). Ich mußte nach der Elternzeit wieder voll einsteigen ins Berufsleben und finde es sehr anstrengend. Hätte lieber einen Teilzeitjob. Nun ja, manchmal kann man es sich nicht aussuchen. Aber auf jeden Fall sollte Frau sich nicht beeinflussen lassen, sondern selbst die Entscheidung treffen.
Laß Dich nicht ärgern!
Herzliche Grüße von Janeela

Kingsizefairy hat gesagt…

Ja, das klingt gut. Wäre auch mein Vorschlag gewesen, eine Tagesmama.

Meine Kinder hatten auch eine Tagesmutter, bevor sie in den Kindergarten konnten und eine Zeitlang war ich Tagesmutter für das Kind meiner Freundin.

So hat die Erbse zusätzlich ein feste Bezugsperson und du kannst dich in Ruhe um dein Studium kümmern.

Genau so!

Anonym hat gesagt…

Tagesmutter scheint insgesamt die Unterbringung der Wahl für Kleinstkinder zu sein. Meine Mutter hat das mit mir gemacht (ok, ich war 10 Monate) und eine Freundin hat ihre Kleene auch mit 6 Monaten zu einer Tagesmutter gebracht. Das scheint einfach am besten zu funktionieren.
Wahlweise hätte ich noch Tagesgroßpflegestellen empfohlen - die können auch sehr gut sein.

Nina hat gesagt…

@Kochschlampe
Ich bin gespannt, wie das funktioniert.