Samstag, 23. Januar 2010

Mensch 2

Er sitzt still in Hauseingängen, beobachtet Passanten. Stundenlang.
Ohne das er den Kopf bewegt, folgen seine großen dunklen Augen jeder Bewegung.
Er ist groß und stämmig, trägt einen ordentlichen Wohlstandsbauch vor sich her und farbig.
Seine Haut hat diesen wunderbaren bitterschokoladenbraunen Ton. Sein Haar ist schwarz, genauso wie sein Bart, der die Pausbäckchen unterstreicht. Manchmal leuchten seinen Fingerkuppen kurz hell auf, als ob plötzlich Licht aus ihnen austreten muss. Er trägt immer eine Anzugjacke, zu sportlicher Hose und seine Kleidung ist sauber. Doch ihre gedeckten Farben unterstreichen nur seine Traurigkeit.
Er sieht traurig aus, enttäuscht von seinem Leben. Selten lächelt er. Doch dann dringt das Strahlen durch den zotteligen Bart bis in seine Augen.
Im Sommer sitzt er meistens in Hauseingängen an belebten Plätzen. Es scheint fast, dass er versucht seine Traurigkeit mit der Freude anderer Menschen für kleine Augenblicke zu vergessen. Still sitzt er da und beobachtet. Er spricht niemanden an, bettelt nicht, will nur zusehen dürfen. Will durch das Zusehen ein Teil dieses fröhlichen unbeschwerten Lebens werden, wenn auch nur für wenige Augenblicke.
Er ist bekannt, er gehört dazu und er wird versorgt. Verspürt er Hunger, dann geht er zu Dios Taverne. Dort wird er wie ein guter Freund begrüßt. Höflich fragt er, ob er sich auch setzen darf. Seine Stimme ist für so einen großen Mann sehr hoch und leisen. Lächelnd wird er zu einem Platz geschickt. Man sieht ihm an, dass er sich hier geborgen fühlt, fast wie ein zu Hause. Und ganz kurz lächelt er.

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