Dienstag, 31. Mai 2011

Spiesser

Herr L. stellt den Motor ab. Gerade sind wir vom Geburtstag des Patenkindes nach Hause gekommen. Anton sitzt in seiner Babyschale und schläft. Langsam löse ich den Gurt und hiefe unseren Sohn aus dem Wagen.
Herr L. grüsst einen Nachbarn, der gerade mit dem Fahrrad ankommt. Er radelt zu mir und schaut Anton an.
" Oh, er schläft," sagt er leise.
"Ja. Er," ich zeige auf ein Nachbarhaus,"macht immer das Fenster demonstrativ zu, wenn er mal quäkt."
"Machen Sie doch das Fenster zu, wenn er mal wieder auf seinem Baumstumpf rumklopft.echt, geht garnicht, ich habe ihm schon angeboten mit der Kettensäge vorbeizukommen."
Hier wird Herr L. hellhörig, Stichwort Kettensäge, und wir kommen ins Gespräch.
"Er geht ja auch Tennis spielen, aber dass macht ihn auch nicht ausgeglichener."
Der Nachbar beginnt zu lachen und erzählt.
Die Ehe des einen Nachbarns war schon seit Jahren kaputt. Seine Frau hatte irgendwann mal gesagt, dass er sie bloss nicht mehr anfassen sollte. Er könnte ja in den Puff gehen. Dass hat die Gute übrigens öffentlich in der Nachbarschaft rumerzählt. Er hat das wörtlich genommen.
Da beide aber eine Tochter haben, ist der Papa dann eben Tennis spielen gegangen. In voller Montur.
Ich konnte mich vor Lachen fast nicht mehr halten.
Das Problem ist, er erzählt mir immer von seinen Tennis- Tournieren.
Beim nächsten mal muss ich aufpassen, dass ich nicht vor Lachen zusammen breche.

Montag, 16. Mai 2011

Ich habe es getan!

Anton wurde in seinem Wagen von Herrn L. in den leeren Aufzug geschoben. Prima, dachte ich, Platz! Doch leider nur bis zur nächsten Etage. Dort stieg unter anderem eine ältere Frau zu, die mich direkt und ohne Umschweife von dem Kinderwagen wegdrängte. Antonton fliertete mit ihr, lachte sie an und gluckste. Nagut, wenn er Spass hat, bitte. Doch dann fuhr diese fremde Frau ihre Hand aus und fasste mein Kind an!
HerrL. sah mich an.
" Nicht anfassen!" konnte ich nur sehr deutlich sagen.
Sie gab darauf irgendetwas lapidares zurück.
Da habe ich es getan!
Ich fasste diese Frau ständig an ihrem Oberarm an, drückte und krabbelte.
" wissen Sie, kinder möchten auch nicht ständig angefasst werden, so wie Sie.", und krabbelte sie weiter.
HerrL. konnte sich kaum noch vor Lachen halten. Sie schaute jedoch sehr sparsam und schmallippig.Im Rausgehen wünschte sie noch "einen guten Tag", auch sehr schmallippig.
Was soll ständig dieses Gegrapsche?
Kinder habe auch Respekt verdient, sie sind kein Allgemeingut, an dem jeder mal drücken und krabbeln kann.Das ist einfach distanzlos!

Jeder der jetzt mein Kind anfasst, wird auch angefasst und bekrabbelt.

Samstag, 7. Mai 2011

Einkaufen

Letztens, da war ich einkaufen.
Sicher, werden Sie jetzt sagen, sicher, dass ist auch so erwähnenswert und spannend, dass haben sie vorher nie gemacht und müssen uns jetzt ihre neue Erfahrung brühwarm mitteilen.
Ja, doch schon. Denn vor Anton bin ich immer ohne Kind im MaxiCosi einkaufen gegangen alleine, höchstens mal in Begleitung von Herrn L., aber auch nur wenn es wirklich notwendig war. Sie wissen schon, Männer und einkaufen, dass kann doch sehr anstrengend werden.
Gerade erst sind sie durch die Eingangstür gegangen, der Einkaufswagen weist noch eine völlige Leere auf und neben ihnen ertönt der Satz: „ Ich geh´schon mal zur Kasse, wir haben doch alles, oder?“
In solchen Situation zweifelte ich doch an der Wahrnehmungsfähigkeit von Herrn L. Wagen leer, Supermarkt gerade betreten - was will er denn jetzt bezahlen? Hat er Wahnvorstellungen und der Einkaufswagen quillt für ihn über? Sieht er Eierkartons wie andere weiße Mäuse?
Jetzt betrete ich den Supermarkt und der Einkauswagen ist wirklich schon voll. Denn Anton sitzt mit seinem Maxicosi darin, und flirtet was das Zeug hält mit allem was nicht bei drei im Regal verschwunden ist. Selbst Grillanzünder bekommt ein zahnloses Lächeln geschenkt.
Der Platz ist also sehr beengt im Einkaufswagen und für einen Wocheneinkauf muss ich schon anfangen die Lebensmittel sinnvoll um Anton herum zu drapieren. Meist ufert es so aus, dass der Kindersitz komplett mit Lebensmitteln eingebaut ist und Anton still und heimlich den Käse niederlächelt, er ist eben so schön auf Augenhöhe.
Einmal probierte ich den Maxicosi auf den ausgeklappten Kindersitz des Wagens zu stellen. Funktioniert auch, doch sehen sie dann nicht mehr wohin sie fahren und es ist doch eine sehr kippelige Angelegenheit. Aber der Korb kann wieder für das Einkaufen genutzt werden. Jedoch mit so manchem Senior , der nicht schnell genug ausweichen konnte, und ich fahre nicht schnell mit dieser Konstruktion, machte ich dann Bekanntschaft, er klebte vorne am Wagen. Anton lächelte stoisch weiter, egal wie viele wir hops nahmen.
Wer hat sich denn diese Einkaufswägen ausgedacht?
Essen andere Menschen mit Kind nichts mehr oder lassen sie sich nur beliefern?
Mir ist das alles sehr suspekt! Mache ich irgendetwas falsch? Nimmt man sein Kind nicht mit zum Einkaufen? Eine Verkäuferin wollte mir doch lächelnd klar machen, dass Anton im Auto bleiben könnte. Ich lächelte zurück und dachte mir meinen Teil.
Sie wissen bestimmt was ich meine!