Donnerstag, 9. Januar 2014

Kinderturnen!

Voller Elan kratzte ich heute die Kacke vom Grüffelo und den Dielen, zog Greta an und verkündete ihr: Wir gehen gleich zum Kinderturnen!
So, dass stimmte zwar nicht so ganz, Greta läuft noch nicht, aber das ist ja nur eine Nebensache.
Doch muss ich zugeben, heute Morgen unter der Dusche befielen mich schon Zweifel, ob es sinnvoll ist mit einem Kind, dass noch nicht alleine läuft, zum Kinderturnen zu gehen.
Mit Anton hatte ich eine solche Veranstaltung auch besucht und mich da gewundert, wie viele Eltern doch hochbegabte Kinder haben. Der kleine Prinz oder die kleine Prinzessin scheißen bestimmt goldene Köttelchen! Hier, nur als Info, war es ein homogener brauner Brei. Also nicht hochbegabt mein Kind!
Die heutige Veranstaltung war auch noch in einem elitäreren  Sportverein. Dort geht man nur ab gutverdienende Mittelschicht hin. Es gibt dort sogar, für ganz ambitionierte Mütter, einen Sportkurs, indem die Kleinen nach ihrer Begabung gefördert werden und Aufgaben bewältigen müssen. Da meine Kinder keine erkennbare motorische Begabung aufweisen, werde ich wohl nicht in den Genuss dieses Kurses kommen.
Aber der andere reicht auch, voll und ganz, dass kann ich Ihnen sagen.
Da wir etwas zu spät sind, haben wir dem größten Run in der Umkleidekabine nicht mitbekommen. Doch nach der Anzahl der Mütter mit Kind in der Halle, muss es zum Bersten voll gewesen sein.
Erst kommt eine kleine Begrüßungs-Singrunde, wie in jedem anständigen Kleinkindkurs.
Greta fühlt sich direkt wohl. Ja, dachte ich bei mir, mein Kind, egal wo du bist, Hauptsache irgendwer macht sich zum Affen und singt, dann fühlst du dich wohl.
Dann wird der Parcour frei gegeben. Die Trennwand fährt hoch und zeigt die aufgebauten Turngeräte. Mein Kind erobert direkt eine dicke Matte, kniet sich hin und lacht alles an was hier herumläuft.
Die anderen Mütter leiten ihr Kind jedoch geschickt bestimmt in Richtung eines Erlebnisaufbaus.
So, Tessa, und jetzt schön hängen bleiben!
Greta und ich sahen Tessa gebannt zu, wie sie an einer Barrenstange hing und der Kopf immer röter wurde.
Tessa, dass machst du aber super!
Greta und ich sehen Tessa immer noch zu.
Tessa, dass ist ja klasse wie lange du das kannst.
Tessa sieht jetzt aus wie eine Tomate. Die Pausbacken hecktisch gerötet, hängend nach Luft schnappend. Die kleinen Arme langezogen, die Hände an der Barrenstange fest gekrallt.
Mensch, Tessa, wie lange kannst du denn noch?
Tessas Gesichtsausdruck beginnt bedenklich zu werden.
Ich glaube, Tessa platzt bald, sage ich zu der Mutter.
Oh, Tessa, lass mal los jetzt!
Tessa lässt los und plumpst mit der Eleganz eines Kartoffelsacks auf die Matte.
Greta lacht sich schlapp, winkt und krabbelt zur Rutsche.
Auf dem Weg dort hin findet sie einen Ball, an dem ein kleiner Junge hängt.
Greta, durch die häusliche Anarchie geprägt, nimmt den Ball und lächelt den Jungen entzückend an.
Der Junge dreht sich zu seiner Mutter um und verzieht das Gesicht wimmernd. Kurz überlege ich ob ich ihm den Ball wieder geben soll. Doch wer so wimmernd zu Mutti guckt, der kriegt auch keinen Ball von mir. Selig lächelnd schaue ich meinem ballspielenden Kind zu, und höre nur wie seine Mutter schnippisch sagt, komm, wir gucken wo anders. Kaum sind sie weg, hat Greta kein Interesse mehr an dem Ball.
An der Rutsche hat sich eine Zwei-Mann-Schlange gebildet. Eine Kaugummi kauende Mutter steht daneben. Greta versucht die Rutsche von vorne zu erklimmen. Ich trage sie zur Schlange. Plötzlich taucht von rechts ein kleiner Junge auf, der sich geschickt auf die Rutschleiter drängelt, rutscht und schon wieder weg ist. Zu dem agilen Kind gehört eine etwas beleibtere langsame Mutter, die entschuldigt lächelt und ihrem Kind hinter her geht. Die Kaugummi-Mutti sagt mit Grabesstimme, Du darfst dich auch nicht wegschubsen lassen, zu ihrem Kind. Jetzt hätte ich persönlich noch eine Ohrfeige für ihren Nachwuchs erwartet, der wurde aber lediglich am Arm weggezogen.
Gretchen rutschte eine Stunde lang wie ein Weltmeister!
Ich überlege jetzt, ob wir eine Rutsche bei uns ins Wohnzimmer stellen. Da kann sie auch rutschen und ich muss nicht mehr in diese Turnhalle.
Oder ich gehe einfach wieder zu meinem Assi-Sportverein. Da sagen die Mütter eben, Soffieh, kommse mal bei mich! Aber sie sind tausendmal herzlicher als dieses Snobbipack!











1 Kommentar:

Frau Eiskalt hat gesagt…

Hahaha, wir sollten uns mal mit dem Nachwuchs zum Turnen treffen! :))) Mir gehts da wie Dir. Ich bin immer noch fassungslos über unser Glück mit dem Tanzkurs, fast ausschließlich völlig normale und nette Mütter/ Väter.