Donnerstag, 24. Februar 2011

Fischstäbchen

Herr L. und ich waren noch nicht allzu lange Zeit ein Paar, da wollte ich für ihn kochen. Mir schwebte Fisch vor, Scholle am liebsten. Herr L. verzog ob des Vorschlags das Mündchen und reklamierte, dass dort doch Gräten enthalten wären. Verdutzt starrte ich ihn an. Fisch ohne Gräten, dass hatte noch niemand erfunden. Siehste, sagte Herr L., deshalb mag ich keinen Fisch, nur Fischstäbchen. Es gab dann keinen Fisch! Doch hier fing alles an!
Wie kann man als erwachsener Mensch Fischstäbchen mögen? Mir ist das ein Rätsel.
Dieser Fisch wird zu Blöcken in Form gefroren und dann zu kleinen Rechtecken geschnitten, ordentlich paniert und fertig ist das Fischstäbchen. Das ist doch gruselig!
Der arme Fisch! Diese kleinen Dinger schmecken doch wie Presspappe! Und jetzt sagen Sie nicht, dann dürfen sie sie eben nicht so lange braten. Das ist bei den Dingern doch wirklich egal! Die schmecken immer gleich schlecht! Und wie die erst riechen! Da wird mir immer ganz anders. Fettig und ranzig, nach Fisch, der wenn er noch an einem Stück wäre, anfangen würde zu sprechen . So etwas kann man doch nicht mögen! Geschweige denn essen!
Fischstäbchen gibt es hier nur als Alibivorrat in einer Winzpackung in der Tiefkühltruhe, wenn Herr L. mal wieder Industrie-Fisch essen möchte. Und den gibt es dann nur bei schönem Wetter. Denn der Gestank muss ja schließlich raus. Also, sind alle Fenster und Türen auf.
Doch was mache ich, wenn Anton diese Dinger auch essen möchte? Und mich dann am Besten noch fragt, ob der Fisch auch wirklich so schön rechteckig ist. Stellen Sie sich jetzt mal einen Fischschwarm aus rechteckig panierten Fischen , ohne Gräten, vor!
So etwas gibt es doch gar nicht! Das hat die gleiche Qualität wie die Lila –Kuh, oder, dass die Milch aus der Tüte kommt.
Ich glaube, dass Fischstäbchen hier auf die Liste der Nicht-Lebensmittel kommen.
Denn Menschen mit einer Lebensmittel-Legasthenie gibt es genug, da muss sich mein Sohn nicht einreihen.
Herr L. isst jetzt übrigens auch richtigen Fisch, war aber richtig Arbeit.

8 Kommentare:

Das Fräulein hat gesagt…

Lass das Kind doch erstmal großwerden, entspann Dich und sieh die Welt mal ein bisschen lockerer. Mit Fischstäbchen kann man leben, daran ist noch keiner gestorben. Vielleicht lieber keinen Analogkäse?

Kingsizefairy hat gesagt…

wenn du ihm von Anfang an vernünftiges Essen vorsetzt, wird er das auch essen.
Würd ich mal alles nicht so eng sehen, echt nicht :-)

kvinna hat gesagt…

Ich habe hier einen Fischhändler auf dem örtlichen Wochenmarkt gefunden, da ist der Fisch immer sehr frisch. Und die Damen hinter der Theke lassen kein einziges Filet heraus, das den Namen nicht verdient: denn sie ziehen mit einer speziellen Zange jede Gräte flott und geschickt heraus, "da kannste bei zukucken!" Also, finde so einen Händler und zeig' deinem Fischstäbchenfetischisten mal gründlich die Harke! Sowas gibt's ja wohl nicht! Das Sicherheitsorakel verlangt "trave" von mir. Das ist der Fluss, der in der Lübecker Bucht in die Ostsee mündet. Im nach ihm benannten Ort Travemünde gibt's Fisch auch mal frisch ab Kutter...

Nina hat gesagt…

@Das Fräulein:
Herzlich Willkommen!
Ich kann und will mit Fischstäbchen nicht leben. BASTA!
Analogkäse ist die gleiche Kategorie.
@Kingsizefairy
Seh ich auch nicht. Ich finde sie nur richtig ekelig.Aber pass auf, dafür wird er bestimmt Veilchen richtig fies finden :)
@kvinna
So ein Fischhändler ist super!
Aber ich zieh die Gräten auch selber raus.Er isst ja jetzt auch "vernüftigen " Fisch, zwar wie ein Uhrmacher, aber er isst ihn.

kvinna hat gesagt…

Weil es nicht auf anderm Weg geht, hier ein "Tapp-Bloß-Nicht-In-Dieselbe-Falle"-Link:
http://dieliebenessy.wordpress.com/2011/03/02/alte-freundschaften/#comments

Dorli hat gesagt…

„Sie nannten mich Analogstäbchen“
Der Tod von Nemo F. war Selbstmord

Gemobbt und in den Tod getrieben: Vor einer Woche stürzte Fischstäbchen Nemo F. (MhD 15.03.2011) aus dem Tiefkühler und verschimmelte qualvoll im Einbauschrank. Jetzt wurde sein Tagebuch gefunden, und es ist klar: Es war kein Unfall. Nemo F. hat sich das Leben genommen – aus Verzweiflung. „Sie nannten mich Analogstäbchen“, schreibt er in seinem Notizbuch.
„Sie“, das sind das eingetupperte Hackbällchen Bülent Ü. (6 Wochen) und die Bio-Karotte Jasmin M. (3 Monate). Das Mobbing-Paar beschimpfte Nemo F. immer und immer wieder als gefälschte Industrieware, dabei war das Fischstäbchen aus bestem Filet. Nach mehreren Wochen im Tiefkühler wurde es Nemo F. zu viel. „Ich halte das nicht mehr aus“, schreibt das sensible Stäbchen. „Morgen mache ich Schluss.“
Bülent Ü. und Jasmin M. wurden inzwischen in einem Maggi-Hackfleischtopf vermengt und erlagen künstlichen Aromen. Eine Ironie des Schicksals – und eine Genugtuung, die für Nemo F. allerdings zu spät kommt.



gelesen bei: http://dieliebenessy.wordpress.com/2011/03/09/fischstabchen/#comments

Ich musste quasi SOFORT an dich denken. ;-)
Und lieg nicht dem Irrglauben auf, dass du den Geschmack deines Kindes irgendwie steuern kannst. Spätesdens im Kindergaten ist es vorbei. Und dann sind Dinge die er eigentlich IMMER gern gegessen hat: "bäh" oder "eklig"

Nina hat gesagt…

@dorli
wenn sich diese alibibiester jetzt auch noch im keller in den tod gestürtzt haben und langsam vor sich hin stinken, dann ist aber hier zappenduster! Aber so was von! ich geh gleich mal gucken....

NebeLmädchen hat gesagt…

guck mal http://dasnebelmaedchen.blogspot.com/2011/03/virtuelle-schokolade.html