Montag, 14. Juni 2010

Im Moment

Vor Ostern

„ Herr L., wenn du mir weiter so auf die Nerven gehst, dann gehe ich!“
„ Was habe ich denn getan?“
„ Ach, lass mich doch in Ruhe, mir ist schlecht!“
Herr L. holte aus und referierte mir, würgend, dass ich doch schon seit München so gereizt und unausgeglichen wäre.
Ich rülpste.
„ Super, du hast ja eine charmante Art mit Kritik umzugehen.“
„ Mir ist schlecht! Du gehst mir auf den Wecker! Wer ist denn hier uncharmant?!“
Darauf folgte die alte Diskussion, dass ich doch keine Angst vor der Prüfung haben müsse, es wären ja noch drei Wochen!
Ich brach vollkommen unkontrolliert in Tränen aus!
Super, dachte ich so heulend bei mir, ob ich wohl noch die drei Wochen durchhalte? Oder ob ich dann doch eher meine Koffer packe und nach, sagen wir mal nach Oer-Erkenschwick auswandere?

Ostern

Alle saßen bereits hungrig am Tisch.
Die Kinder hatten ihre Geschenke ausgepackt, starrten schon gebannt auf die Lammbratwürste und verlangten nach Limo.
Die Erwachsenen schenkten sich Rotwein ein und meine Kusine roch an der Polenta.
Als ich mit der Lammkeule durch die Tür trat hörte ich noch Herrn L. sagen, „ ist lecker!“
Die Lammkeule sah sehr gut aus.
Ich stellte sie auf den Tisch und begann sie anzuschneiden. Sie war noch schön rosa und richtig zart!
Doch rochen Lammkeulen schon immer so streng? Mir wurde schwindelig von dem Geruch!
Aus den Augenwinkeln sah ich noch, wie meine Kusine schon freudestrahlend auf das Fleisch starrte.
Am Liebsten hätte ich jetzt in die Beilagen gekotzt! Tief holte ich Luft.
„ Tannie, welches Stück willst du?“


Nach Ostern

Ich war immer noch maximal gereizt und die Übelkeit kam immer ab Mittags.
Schnell aß ich dann ein Teilchen und lernte weiter. Ich trank literweise Tee und versuchte mich durch Sport wieder auf einen normalen Level zu hieven, denn irgendwann, dachte ich,
werde ich vor lauter Anspannung und Ungeduld platzen!
Herr L. wurde immer besorgter und versprach mir, mich an dem Morgen zur Prüfung zu begleiten und auch zu warten, bis ich fertig war.
Das beruhigte mich wiederum für einen Moment.
Das ich meine Periode nicht bekam, dass schob ich auf den Stress.
Dann ist das jetzt eben so, dachte ich bei mir. Kümmerte mich auch nicht weiter darum.
Irgendwann morgens bin ich aufgewacht und dachte, heute fährst du in die Drogerie und besorgst dir einen Schwangerschaftstest. So geht das hier nicht mehr weiter!
Vor mir an der Kasse, eine Frau, die zwei riesen Pakete Windeln kaufte.
Das ist wohl ein Zeichen schoss es mir durch den Kopf!
Zu Hause, auf der Toilette bekam ich dann recht schnell Gewissheit- ich bin schwanger!
Ich starrte den Test an!
Schüttelte ihn!
Meiner Meinung nach hatte er sich mal ganz kräftig vertan!
Ich starrte ihn weiter an!
Nach 15 Minuten auf der sehr unbequemen Kloschüssel, einem immer noch positiven Test, konnte ich nicht umhin mich mit dem Ergebnis anzufreunden.
Also bin ich schwanger und habe keinen Hypophysentumor, mit dem ich schon gerechnet hatte.
Herr L. verstand erst nicht und war dann vollkommen aus dem Häuschen.
Sicherheitshalber rief ich meine beste Freundin an und fragte sie, was man denn so alles bei einem Schwangerschaftstest falsch machen könnte, sie würde mich ja schließlich kennen!
„ Nichts, gar nichts! Das ist doch wunderbar! Kommst Du vorbei?“, war ihre Antwort.
Meine Frauenärztin rief ich an, doch war sie noch im Urlaub und kam erst eine Woche später zurück.
Ja, nächste Woche bin ich auch noch schwanger, dann kann ich immer noch hin.
Am nächsten Tag bekam ich eine Schmierblutung.
Sicherheitshalber machte ich noch einen Test, der wieder positiv war.
Ich bin ins nahe gelegene Krankenhaus gegangen.
Dort wurde wieder ein Schwangerschaftstest gemacht, der auch positiv war und ein Ultraschall. Deutlich sichtbar waren zwei Fruchthöhlen, die eine sah jedoch etwas lädiert aus.
Zwei Tage später, bei der nächsten Kontrolle, war nur noch eine Fruchthöhle sichtbar, dafür besaß der Embryo schon ein schlagendes kleines Herz.
Gerne hätte mich die Ärztin aufgenommen, doch liegen und brüten kann ich auch zu Hause.
Zwei Wochen lag ich doof zu Hause rum, durfte danach mich zwar bewegen, aber bitte nichts anstrengendes.
An der Prüfung nahm ich auch nicht teil.
Die Übelkeit verschwand nach der 13. Woche, dafür wurde ich dann aber immer müde.
Auch sind die Hormone nicht gerade Stimmungsmacher, zumindest bei mir nicht!
Von jetzt auf gleich werde ich motzig, aber so richtig! Ich heule plötzlich bei rührseligen Filmen und trinke literweise Limo, die ich vorher kaum angeguckt habe.
Bauarbeiterportionen werden in Rekordgeschwindigkeit verdrückt und kein Schwein ist mehr vor mir sicher. Zur Not geht auch Geflügel, aber nicht so gerne. Herr L. könnte auch eine Obstplantage besitzen, er käme mit dem Nachschub nicht hinterher.
Doch was mich noch mehr verwundert, dass sind die Frauen, die vorher so stutenbissig waren und plötzlich freudestrahlend zur Schwangerschaft gratulieren. Mich macht so etwas immer nachdenklich! Diese Damen haben einem vorher nichts Gutes gegönnt, aber jetzt, jetzt, da sind wir ja alle Freundinnen und Verbündete. Ist mir etwas entgangen?
Solch eine Frauensolidarität lehne ich dankend ab!
Schön sind auch die Menschen, die ungefragt an meinen Bauch fassen und ihn dann tätscheln!
Beim nächsten ungefragten Anfassen werde ich meine Hand ausfahren und in den Schritt der Person packen und auch mal tätscheln.
Ganz entzückend sind dann noch die Damen, die in epischer Breite von der Geburt ihres Kindes berichten. Mit ALLEM, wenn Sie verstehen was ich meine!
Und dann gibt es noch die Menschen, die sich berufen fühlen gute Ratschläge zu geben. Es sind keine Freunde, sondern fremde Menschen, die einem plötzlich das Leben erklären.
So, und das alles unter Hormonen!
Oft könnte ich vor Lachen zusammen brechen und eine Minute später in Tränen aufgelöst da stehen. In vielen Situationen erkenne ich mich selbst nicht mehr wieder, versuche aber das Beste daraus zu machen, nicht immer zur Freude der anderen Anwesenden.
In der Nordsee gierte ein Herr nach meiner Scholle. Ich stand aber vor ihm in der Schlange. Doch er ließ sich nicht davon abbringen, mir den Fisch vom Teller schwatzen zu wollen. Erst gab ich noch freundlich Antwort, doch dann drehte ich mich ganz zu ihm um und fauchte:
„ Ich bin schwanger und ich gebe ihnen mein Essen nicht!“
Sein Blick war großartig!

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch und eine schöes Kugelzeit!

LG

Christiane

Anikó hat gesagt…

Oh, herzlichen Glückwunsch! Was für eine schöne Überraschung! Hoffe, dass die restliche Zeit angenehmer wird als der Anfang :-)

Anonym hat gesagt…

Holla, sind das nicht etwas drastische Maßnahmen, nur um nicht zur Prüfung zu müssen???? ;-) Echt, da les ich einmal in deinem Blog und dann direkt solch grosse Neuigkeiten! Herzlichen Glueckwunsch! ...also ich hoffe zumindest, dass das Grund zur Freude bei dir ist?! Sehen wir uns eigentlich Samstag bei Daniela? Wir haetten da noch so nen halben Meter DVD's von euch....LG Anja

Anonym hat gesagt…

Wird spannend.
Was Du dringend brauchst ist diese T-Shirt:

http://www.random-good-stuff.com/2009/05/06/loading-please-wait-maternity-shirt/

Und natürlich eines, auf dem steht:
'Touch my belly and die'

Nina hat gesagt…

@Christiane
Danke!
Aber Dir auch Herzlichen Glückwunsch zum Umzug! Dani war ganz begeistert!
@Anikó
Hihi, das hoffe ich auch! Aber bis jetzt ist alles top!
@Anja
Ja, fand ich eigentlich auch, aber was sollte ich machen. Manchmal muß man seinen Willen eben mit drastischen Mitteln durchsetzen :)
Klar freuen wir uns! Am Anfang war ich nur baff und etwas überfordert mit der Situation.
@Kochschlampe
Puh, ich dachte schon, ich hätte Dich mit meinen dahingerotzen Mails verärgert... war nur nicht so in Form :)
So ein T-Shirt muss her!

Janeela hat gesagt…

Hallo, das sind ja tolle Neuigkeiten! Habe leider erst heute wieder in Deinen Blog geschaut. Also alles Gute für die Schwangerschaft!!! Das mit den gut gemeinten Ratschlägen kenne ich leider auch nur allzu gut, habe es bereits 2 x mitgemacht. Ist manchmal recht nervig, aber es geht vorbei. Also nicht ärgern lassen. Also toi toi toi für Euch 3!
Herzliche Grüße von Janeela

Sabine hat gesagt…

Auch ich will es nicht versäumen und sage hier und jetzt:

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH UND ALLES GUTE FÜR DICH UND DEM/DER KLEINEN UNTERMIETER(IN).

Ich freue mich für dich.

Liebste Grüße sendet dir
Sabine

Nina hat gesagt…

@Janeela
Danke! Ich habe mittlerweile so einen Trick, ich schaue zwar ganz angeregt, doch beame ich mich weg. Ich muß nur aufpassen, dass ich zum richtigen Stichwort wieder wah werde.
@Sabine
Danke das Untermieterkind scheint eine Tanzausbildung an zu streben, zumindest bei der letzten Ultraschalluntersuchung steppte es durch den Bauch. Aber solange es noch kein Parkett verlangt ist alles okay.

Kingsizefairy hat gesagt…

Nina!!!

Ich krieg mich nicht mehr ein!! Das ist ja schön, ich freu mich für dich!!!
Dein Kind wird eine prima Mama bekommen, aber hundertpro!

Alles Gute *liebdrück*

rebhuhn hat gesagt…

wow! :) glückwunsch. ich würde mich über positiv ja mal so gar nicht freuen, aber bei dir scheint das gegeben zu sein :D - bestens!

Das Fräulein hat gesagt…

Ich sollte häufiger vorbeikommen hier. Glückwunsch!!

Nina hat gesagt…

@Kingsizefairy
Danke! Auch danke für die prima mama, da zweifel ich ja doch noch dran.
@Rebhuhn
Ja, ich freu mich wahnsinnig!
@Dani
Danke!

lamiacucina hat gesagt…

da habe ich einen neuen feedreader installiert und irgendwie den Kontakt zu den Radieschen verloren und da verpasse ich die tollsten Geschichten. Herzlichen Glückwunsch !