Mittwoch, 18. März 2009

Naiv

Er steht schräg vor mir, nicht viel größr als ich , dünn, eine schäbige Jacke an, dazu eine schäbige Mütze auf unter der dunkle Haarstähnen rausgucken. Das Gesicht zart und blass, die Augen dunkel, tief und hilfesuchend. Er sucht im Bierregal und fragt nach der Sorte. Boris, ein Freund von mir und Kioskbesitzer, gibt ihm Antwort. Er lächelt schräg zu mir rüber und lehnt das Weizenbier ab. Ich gucke diesen kleinen Jungen, er ist wirklich noch kein Mann ,an. Meine Frage nach seinem Alter beantwortet er lachend und Boris feixt vor sich hin. Er verschwindet mit einer Flasche Pils nach draußen, dort, wo der Rest, ebenso betrunken wie er und ebenso jung auf ihn wartet. Boris lacht mich an und sagt, dass der Alkohol sein kleinstes Problm wäre. Er wäre im Methadonprogramm, hätte alles an Drogen an sich ausprobiert und säuft jetzt eben nur noch, schon ab Morgens um zehn. Aber er wäre keine Ausnahme. Draußen, dass Mädchen, jeden Tag eine Flasche Korn. Der andere geht Morgens zur Diakonie arbeiten und zum Frühstück kauft er sich eine Flasche Jägermeister. Das knallrote Gesicht, so erklärt er es jedem der es hören will oder nicht, sei von einem Sonnenbrand, als er noch Kind war.Zwei weitere Männer, beide lange Haare und alternatives Aussehen, kaufen sich Bier und unterhalten sich lallend. Beide sind Anfang dreißig und scheinen die beste Zeit schon hinter sich zu haben, lächeln mich jedoch schüchtern an. Ich fühle mich müde und überfordert. In meiner heilen Welt gab es soetwas nicht. Sicher, Boris hat mir davon erzählt, aber selbst in meiner kühnsten Fantasie konnte ich es mir nicht so ausmalen. Ich fühle mich schrecklich naiv.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich finde, man/frau ist da lieber naiv, als dass man da aus Erfahrung mitsprechen könnte...würde mir genauso gehen und ich wäre ne zeitlang ziemlich geschockt.
LG

Christiane