Dienstag, 10. August 2010

Sofagespräch

Gestern Abend, in trauter Zweisamkeit auf dem heimischen Sofa.
Herr L. liest in einem Buch. Ich stopfe mir den missglückten Kuchen in den Mund und überlege ob ich nicht gleich schon schlafen gehe. Plötzlich wird es neben mir hektisch.Verwirrt schaue ich nach rechts und überlege kurz ob ich den Kuchen nicht an Herrn L. abschieben könnte. Er ist übrigens co-schwanger, mit allem was dazu gehört.Herr L. sieht mich jetzt ganz interessiert an. Ich lächele zurück, schließlich will ich ja den scheusslichen Kuchen los werden.
"Nina, wir müssen Dir aber eine Tasche packen, falls Du da bleiben mußt. Nur für den Notfall."
Verwirrt sehe ich ihn an.Mein Plan war in erster Linie die Abschiebung des Kuchens.
"Wenn die Erbse kommt, dann kannst Du doch nicht ohne irgendwelche Toilettenartikel und Wechselklamotten im Krankenhaus bleiben, wenn Du dableiben mußt."
Jetzt vestand ich! Herr L. liest den Schwangerschaftsratgeber!
"Bitte?" fragte ich.
"Du sollst ja nicht dableiben, aber wenn doch, dann brauchst Du eine gepackte Tasche."
Den Kuchen war ich immer noch nicht los, aber dafür hatte ich ein neues Problem. Den Schwangerschaftsratgeber lesenden Herrn L.. In dieses Ding hatte ich einmal reingeschaut. Ich wollte wissen wie lange man Muttermilch einfrieren kann.
"Oh, sieh mal, hier ist ein Geburtshocker abgebildet!" Herr L. war ganz bei der Sache.
"Ja, ich weiß wie der aussieht."
Herr L. lächelte mich an. Ich lächelte zurück. Sie wissen, der Kuchen.
Nutzte aber nichts.Dafür wurde es neben mir wieder sehr unruhig.
"Nina, weißt Du was hier steht?"
"Nein.Warum?"
"Für die Begleitperson soll Verpflegung mitgenommen werden.Für mich!"
Oh,Jubel, dann fangen wir doch erst mal mit dem schrecklichen Kuchen an!
Ich lächelte nett und versuchte meinen Teller Richtung Herr L. zu schieben.
Er reagierte darauf leider nicht.
"Wie lange dauert so was denn? Aber wenn Du da stundenlang in den Wehen liegst, dann ist ein bisschen was zu essen ja nicht schlecht."
Mittlerweile stopfte ich mir den Kuchen in den Mund und guckte leicht säuerlich.
Stundenlang! Und er sitzt neben mir und schmatzt?
Wir bekommen ein Kind und veranstalten dabei ein Picknick.
Die Geburt als kulinarisches Event!
"Vielleicht geht das auch alles ganz schnell. Die Tochter von der Tante Hannelore, die hat ihr Kind ganz schnell bekommen."
Herr L. sieht mich etwas enttäuscht an.
Nicht wegen der schnellen Geburt, sondern wegen dem gerade entgangenen Lunchpaket.

Samstag, 7. August 2010

Guten Morgen

Heute morgen bin ich wohl gestimmt die Treppe runter gestiefelt, in der Hoffnung Herrn L. noch mal kurz zu sehen. Er war aber nicht da! Statt ihm lag ein Zettel auf der Arbeitsplatte. Herr L. liegt normalerweise nicht auf der Küchenarbeitsplatte, er sitzt dann auf seinem Sessel.Aber auch da saß er nicht. Nur dieser grüne Zettel lag da, auf der Arbeitsplatte. Ein Blick auf die Backofenuhr verriet mir, dass ich auch recht lange geschlafen hatte. 9 Uhr war es schon und Herr L. sollte um 8 Uhr bereits in Köln sein.Nicht mehr ganz so wohl gestimmt machte ich mich an mein Frühstück.Da wir keinen Orangensaft mehr besitzen, trinke ich seit gestern Traubensaft.Heute befand sich in meinem Saft eine zermatschte braune glibberige Traube.Sie flog aus der Tüte in mein Glas.Kurz entschlossen wurde alles entsorgt! Doch an den Hersteller werde ich gleich noch eine Mail schreiben. Teilzeit verlassene Schwangere so zu ekeln!Gib Acht, mein Guter!
Und jetzt sitze ich hier, überlege was ich noch alles tun müßte und werde schlagartig müde!Die Erbse scheint aber in Abenteuerlaune zu sein, sie tritt auffordernd. Dankenswerterweise Richtung Blase. Es ist echt ein Kreuz mit den Männern!Der eine ist nicht da und der andere tritt mich!Herr L. sagte noch letztens zu meiner Cousine:-Ab November sind wir dann in der Überzahl!- grinsend übrigens.
Aber da kann ich auch nur sagen, freu Dich nicht zu früh! Das ist und wird mein Sohn Herr L.! Er bekommt bestimmt auch einen Putz- und Aufräumtick, wird Remoulade als Grundnahrungsmittel verweigern und liebend gerne ins Ballett gehen.Ebenso wird er auf lauter blutige Dinge stehen und sich für Parasiten begeistern können.Er wird auch wie seine Mutter die Nase, ohne Füllung, in einer Bauarbeiterlautstärke hochziehen können, dass er damit jedes Familienkaffeetrinken sprengen wird. Klar wird er auch etwas von Dir bekommen, keine Sorge Herr L.. Die höfliche zurückhaltende Art und das gute Aussehen.Aber ihr seid ja dann in der Überzahl, dass reicht doch auch schon!
Nur kann ich mich immer noch nicht motivieren diesen so verkorkst angefangenen Tag in Angriff zu nehmen!
Aber jetzt wird es langsam Zeit, sonst sitze ich heute Abend noch hier und schmolle über den Saft und die Welt.

Mittwoch, 4. August 2010

Wie gut, dass ich schwanger bin

1. eine halbe Tüte Chips
2. eine halbe Tafel Schokolade
3. einen wunderbaren Vanillesahnepudding
4. einen halben Butterknoten mit Butter, natürlich
5. ein wundrbares halbes Brötchen mit Quark und Marmelade


Was man nicht alles für sein Kind tut!

Familie

Letztens, beim Geburtstagskaffeetrinken des Neffen.
Meine Schwiegermutter spricht ihren Sohn, Herrn L., an.
"Junge, Du willst aber nicht bei der Geburt dabei sein!"
Verwirrt sieht Herr L. seine Mutter an.
"Wieso?" fragt er leicht konsterniert.
"Du fällst doch um! Und das ist nicht schön, nein, gar nicht schön!Du fällst doch um!Aber das musst Du ja wissen, nur, wenn Du mich fragst, dann nicht."
Mittlerweile sehe ich sie auch etwas verwirrt an.Ich sehe meinem Mann an, dass er nicht weiß ob er gleich lachen oder los schreien soll. Doch sie sieht es nicht und redet fröhlich weiter.
"Also,Stephan wollte auch nicht bei der Geburt dabei sein. Ist ja aber dann doch dem Tienchen zu liebe mitgegangen und war gaaaanz begeistert. Er hat sogar die Nabelschnur durchgeschnitten!! Gaaaanz toll fand er das! Aber, Du, Junge, Du gehst da besser nicht mit!"
Das Tienchen ist die andere Schwester von Herrn L..
Herr L. sah seine Mutter weiter mit großen Augen an.
"Mama,wir haben das schon geklärt..."
"Dann ist ja gut! Ich will mich ja nicht einmischen, aber wenn Du mich fragst, dann solltest Du das lassen.Aber da müsst ihr ja noch drüber reden!"
Es folgte ein Blick in meine Richtung.
Ich lächelte.
"Ach, weißt Du, wir müssen da nichts klären.Das haben wir schon vor Jahren getan."
Ihr Blick sprach Bände!Sie sah ihren Sohn an.
"Ja, dann müßt ihr da noch mal drüber reden."
Jetzt wurde ich doch etwas verspannt.Die Erbse übrigens auch.Protestierend trat sie gegen den Bauch.
"Wir müssen da nichts mehr klären, es ist alles geklärt!"
Strafend wurde ich jetzt von meiner Schwiegermutter angesehen!
Herr L. sah seine Mutter immer noch sehr konsterniert an und meine Schwägerin starrte uns alle an.
Ich lächelte wieder und drehte mich einfach zu meiner Schwägerin um.

Wenn das so weiter geht, dann werde ich mein Kind im Dschungel in einem Buschkrankenhaus zu Welt bringen. Ich weiß, dass sie sich alle freuen und sorgen, doch was zu viel ist, dass ist zu viel!