Dienstag, 9. Juni 2009

Männer

Herr L. und der Rest der Männerwelt, hatte sich für Samstag zu einem konspirativen Treffen bei einer Herrenschneiderkette verabredet. Unglaublich spannend! Ich war schwer beeindruckt! Erst wurden wir höflich eine Etage höher gebeten, nachdem Herr L. gebeichtet hatte, dass er - eigentlich wie immer (das Zerknirschtsein hat er sich schon perfekt antrainiert) - das Abholkärtchen verlegt hätte. Es täte ihm schrecklich leid. Die Dame lächelte ihn strahlend an, der Kollege würde sich gleich um ihn kümmern. Ab in die Parkposition! Was ich jetzt hier erlebte, dass ist wirklich reif für eine Dokumentation über das Sozialverhalten wartender Männer. In der Sitzecke saß bereits ein älteres Ehepaar, beide leicht übergewichtig und extrem angespannt. Sie flüsterte ihm zwischendurch etwas zu, er nickte es wohlwollend ab, nicht ohne kritisch den Ausgang der Umkleidekabinen zu begutachten. In diesen befand sich zu diesem Zeitpunkt ein kleiner Mann mit fertigem Anzug. Zwischendurch lugte er hervor, wie der Kuckuk beim 12 Uhr Schlag. Nach wiederholtem Gucken erschien immer noch kein Schneider und der kleine Mann trottete mit seinem Anzug von dannen. Neben mich gesellte sich jetzt ein Mittvierziger, seine Frau steuerte zielbewußt die Sitzecke an. Er sah immer schon kritisch auf die Uhr und dann auf sein Weib. Das vergnügte sich aber auf der Sitzecke und machte jetzt auch keine Anstalten sich weg zu bewegen. Nach ein paar Minuten hörte ich ein schmatzendes nagendes Geräusch neben mir. Ich sah erst Herrn L. an, man weiß ja nie. Doch er stand unschuldig neben mir. Den Blick zur anderen Seite ließ mich erstarren! Der Mittvierziger stand da und kaute geräuschvoll an seinen Fingernägeln! Klar das sich seine Begleiterin weggesetzt hatte. Und er hörte nicht auf! Es war so ekelig. Herr L. sah mich flehend an, dass ich doch bitte nichts sagen sollte. Ich drehte mich weg, aber in meinem Rücken schmatzte es immer noch! Jetzt betrat ein kleiner untersetzter, sportlich angezogener Herr die Etage. Natürlich mit seinem Abholkärtchen in der Hand, wichtig wedelnd. Er platzierte sich direkt vor dem Ausgang der Umkleidekabinen. Gut, man mußte den Blick schon senken, um ihn zu sehen, aber das machte sein Ego locker wett. Das ältere Ehepaar rührte sich murrend von der Sofaecke aus, blieb aber noch sitzen. Der Mittvierziger schmatzte fröhlich weiter. Ein weiterer Herr mit großer blonder Begleitung betrat die Etage und platzierte sich ebenfalls genau vor dem Ausgang. Der Mittvierziger hörte mal kurz auf zu knabbern . Das ältere Ehepar erhob sich geräuschvoll und steuerte den Ausgang der Umkleidekabinen an und ich sah Herrn L. an. Er grinste mich nur an und nickte Richtung Umkleidekabinen. Der kleine sportlich Mann drängelte sich jetzt ganz nach vorne, der Schmatzer schob sich ebenfalls nach vorne und selbst seine Frau erhob ihr Gesäß. Der Mann mit der großen Blonden blockierte weiterhin den Ausgang der Umkleidekabinen. Die Herren gruppierten sich jetzt um ihn. Herr L. und ich standen weiter abseits. Da, eine Schneiderin erschien in dem Gang. Alle, wirklich alle strömten auf sie zu. Das ältere Ehepaar drängelte sich an allen vorbei, und schnautzten die Frau an, dass ihre Daten gelöscht werden könnten, er wollte nicht mehr vermessen werden. Der kleine sportliche Mann warf sich in die Brust und rief, er wollte seinen Anzug abholen. Der mit der großen Blonden wedelte mit seinem Abholschein und nörgelte, er auch. Der Schmatzer erhielt jetzt Unterstützung von seiner Frau, sie schob ihn noch ein bisschen weiter nach vorne. Die Schneiderin lächelte und verschwand mit dem Satz, mein Kollege kommt gleich. Enttäuschte Gesichter! Ich sah Herrn L. an und hätte gerne getobt vor lachen. Herr L. grinste mich fröhlich an und lehnte sich bequem an das Geländer. Der Schmatzer kam zurück und knabberte fröhlich weiter an sich rum. Da, der Schneider betrat die Etage! Alle strömten jetzt auf ihn zu. Er sah jedoch nur Herrn L. und mich an und bewegte sich im Raum auf uns zu. Der kleine sportliche versuchte sich noch in seine Bahn zu werfen und die Frau vom Schmatzer sagte etwas von, wir sind dann die nächsten, doch er stellte sich vor uns. Sie sind doch jetzt dran, oder? Wir grinsten und nickten. Die anderen Herren ließen wir zurück und betraten die Umkleidekabinen.
Herr L. sieht im Anzug wirklich sehr lecker aus, das Warten hat sich also gelohnt. Doch wer hätte gedacht, dass Männer sich so benehmen?! Ich nicht! Kleine Gockel auf dem Hühnerhof. Doch wenn sie nicht aufpassen, holt sie der Wiener Wald schneller als ihnen lieb ist!

Montag, 1. Juni 2009

Umkleidekabinen

Müde, geschafft und bleicht, jedoch todesmutig betrat ich den H&M! Nur mal kurz gucken, dachte ich, vielleicht ein nettes T-Shirt, oder eine nette Sommerhose, oder einen netten Rock. Der vorhandenen Blähbauch, der bestimmt auch nicht mit dem viel beworbenen Yogurt verschwindet, wird einfach ignoriert. Ist ja schließlich mein erster Urlaubstag, der muß gewürdigt werden. Also ab zu den Kleiderständern! Bluse, Hose, T-Shirt locker über den Arm gehängt und langsam zwischen den anderen suchenden Frauen Richtung Kabine geschlendert. Oh, auf Anhieb war eine frei. Und damit, damit begann das ganze Unheil! Ich wußte garnicht, dass ich anscheinend nur noch aus Dellen in Mondkratergröße bestehe! Oben, Unten, Rechts und Links, nur Dellen! Nur Dellen! Und als ob das nicht reichen würde, winkte aus dem Hinterhalt noch eine neue, strahlend blau leuchtende Krampfader. Wenn das Höckerchen nicht von den Kleidungsstücken belegt gewesen wäre, dann hätte ich mich setzten können, so mußte ich das Grauen stehend ertragen. Die H&M Umkleidekabinen sind doch frauenfeindlich! Wie kann dieses Unternehmen mit einer solchen Beleuchtung überhaupt ein Kleidungsstück verkaufen? Von Schön ist frau in diesen Kabinen so weit entfernt! Mein Selbstbewußtsein sank in sekunenschnelle in den dreistelligen Minusbereich. Heute kein T-Shirt, keinen Rock und auch keine Hose! Ganz schnell den Blähbauch in die Strechjeans verpackt und raus hier! Nur noch nach Hause in die Jogginghose, mit einer riesen Portion Eis auf das Sofa! Es gibt nämlich auch einen Onlineshop, ohne Umkleidekabinen.